Willkommen und Lebewohl
Eine Liebeserklärung an das Sternenkind.
Es ist die Liebe. Die Liebe. Und immer wieder die Liebe, welche uns durch die Ausnahmezeit unseres Lebens trägt. Die uns bleiben lässt, wenn wir weglaufen und nichts mehr fühlen wollen. Die uns lieben lässt, obwohl wir nur mehr am zweifeln sind.
Die unauslöschliche und bedingungslose Liebe zu unserem Sternenkind, welches nur in unserem Bauch getragen werden durfte und wir dann wieder gehen lassen mussten.
Das Kind Willkommen-Heißen und gleichzeitig verabschieden.
Meinen Auftrag als Doula, spirituelle Geburtsbegleiterin und Sternenmama, sehe ich darin, die Verbindung zwischen der Seele und den Eltern aufzubauen um die Botschaften und Geschenke, welche es mitbringt, annehmen zu können.
Meine persönliche Sternenkind-Geschichte
Emilia Rahel.
Geboren am 14.5.2021
Hausgeburt im Wasser in der 38 Schwangerschaftswoche. Lotusgeburt.
Ein Traum während der Empfängis ließ mich diesen besonderen Weg erahnen.
Im Traum hatte ich einen Babybauch,
und gebar einen weißen Vogel der davon flog.
In die Freiheit.
Während der Schwangerschaft kam ich zu Sita Kleinert aus der Schweiz und absolvierte die Ausbildung zu spirituellen Geburtsbegleitung. Dieser Weg lies mich eine tiefe Verbindung und Kommunikation mit meinem ungeborenen Kind aufbauen. Und gleichzeitig verwob ich diesen Weg mit einer erdigen Doula-Ausbildung im Elysia in Altenmarkt bei Fürstenfeld.
Eine kraftvolle und heilsame Zeit.
Gut begleitet und geführt auf allen Ebenen durch diese besondere Schwangerschaft und Geburt.
Während der Ausbildung zur spirituellen Geburtsbegleitung baute ich eine sehr starke und tiefe Verbindung und Kommunikation mit meiner Tochter auf. Emilia Rahel und ich waren voll und ganz verbunden und im Einklang mit diesem Weg. Meine Tochter wollte bis zum 7. Schwangerschaftsmonat keinen Ultraschall machen lassen. Ich begegnete diesen Impuls mit Respekt unserer Verbindung gegenüber.
Ich spürte von Anbeginn, dass der Weg ein anderer Sein wird, und konnte gewisse Ereignisse nur erahnen.
Als der Raum für die Vorbereitung der Hausgeburt immer näher kam, hatte ich nochmals den Impuls mit Emilia, meiner ungeborenen Tochter, ins Gespräch zu gehen und sie zu bitten, einen Ultraschall machen zu lassen um uns den Weg für eine Hausgeburt zu ebnen und vorzubereiten. Da ich auch fühlte, das gewisse Dinge, so wie ich es bei meinem 1. Kind erlebt hatte, anders waren. Der Bauch war kleiner. Mich begleitete ständig das Gefühl, dass dieses Kind anders auf die Welt kommen wird, als ich es schone kannte.
Eines war klar - wir wollten eine Hausgeburt.
Ich war bereit, alles dafür zu geben, und alle Wege zu organisieren um dies zu ermöglichen.
Der Tag des Ultraschalls war für mich sehr aufregend. Ich spürte eine leichte Nervösität, auf die kommende Nachricht und
das „Dahinter-Schauen“.
Diagnose: beidseitige Nierenagenesie.
Die Nierenagenesie ist eine während der Embryonalentwicklung ausbleibende Anlage oder Entwicklung einer oder beider Nieren und ist somit eine Hemmungsfehlbildung.
Ich bekam die Nachricht, dass meine Tochter nach der Geburt nicht lebensfähig sein wird und nur durch mich und die Nabelschnur leben kann.
Aufgrund der Diagnose konnte sich auch wenig Fruchtwasser bilden, so dass sich die Lungen nicht gut entwickeln und sich die Atmung nach der Geburt nicht entfalten konnte.
Tränen übergossen meinen Körper. Schmerz und Trauer ließen einen kraftvollen Heilungsweg beginnen. Ich organisierte alles, um diesen Weg der Geburt - des Willkommen-Heißens und Verabschiedens - zuhause machen zu können.
Es war mein Herzenswunsch, und auch der meiner Tochter, diesen besonderen und intimen Moment ganz in unserem Raum und unseren Impulsen folgend zu gestalten. Willkommen- und Lebe-Wohl-Heißen in einem geschützten und sicheren Rahmen.
Ich fand eine Hebamme, eine Doula und eine Palliativärztin, welche uns auf diesen besonderen Weg begleiteten und klärte rechtlich alle Wege ab um in voller Hingabe diesen Raum zu öffnen. Auch Emilia half ordentlich mit ihrem Impulsen mit, dran zu bleiben. Ein kleiner Einblick dazu: Bei einem Gespräch auf der Gebärstation mit dem leitenden Oberarzt trat sie mir richtig impulsiv gegen den Bauch, wo es um die Entscheidung und Abklärung des Weges für die Hausgeburt ging. Sie war ansonsten während der Schwangerschaft ganz ruhig und bewegte sich wenig, aufgrund des Platzmangels von zu wenig Fruchtwasser.
Einer Hausgeburt stand
nichts mehr im Wege.
Auch meinen Sohn Luis (damals 3,5 Jahre) nahm ich in all den Vorbereitungen mit, wo er dabei sein wollte.
Anfangs war bei ihm eine Traurigkeit da, weil er seine Schwester nur kurz hier auf der Erde kennen lernen durfte. Mit der Zeit war dies jedoch geheilt und Luis war und ist noch immer stolz auf seine Sternenschwester. Und weiß, dass er auf einer Ebenen immer mit ihr verbunden ist. Manchmal verwunderte mich seine und meine fast „Normalität“, unsere Natürlichkeit mit dem Umgang diesen Prozesses.
Der Tag der Geburt kam. Die Wehen setzten ein. Ich war allein zu Hause und genoss die Ruhe und Stille um mich und den heiligen Raum, der sich dadurch wundervoll öffnen konnte.
Ich und Emilia waren bereit für diesen besonderen Augenblick.
Nach einsetzen der Wehen lies ich die Badewanne ein, ekstatische Wellen der Wehen kamen. Die Schwelle der Geburt öffnete sich. Und zeitgleich auch die Schwelle des Todes.
Ich war voll im
Vertrauen und in Hingabe, in tiefer Verbundheit mit meiner Tochter.
In diesem Augenblick empfand ich in beidem - der Geburt und dem Tod - die gleiche Schönheit.
Ich kontaktierte meine Doula, die Hebamme und das Palliativteam. Auch mein Sohn Luis wollte bei der Geburt seiner Sternenschwester mitdabei sein. Er wurde liebevoll umsorgt und begleitet von den Frauen, die uns den Raum hielten.
Es war eine wunderschöne Hausgeburt in der Badewanne, im Wasser.
Als Emilia Rahel auf die Welt kam, war ich voller Glücksgefühle und reich beschenkt von der Schönheit, welche sich da für kurze Zeit auf der Erde materialisiert hat.
Ich hielt sie in den Armen, sie versuchte zu atmen, konnte jedoch keine Atemzüge machen. Sie bekam Unterstützung vom Palliativteam. Sie war so friedlich. Ihr Körper war nur für ganz kurze Zeit, 1 Stunde, nach der Geburt, lebendig, warm, beseelt. Dann pulsierte langsam die Nabelschnur aus, und mit diesem Augenblick der letzten Pulsation, entschwand auch das Leben in ihrem Körper. Dieser Moment der Schwelle, des Sternentores, der Geburt und des Todes, ist ein zutiefst heiliger Raum. Es ist unser Ankommens und Abschiedsportal auf diese Erde. Und ich bin reich beschenkt, dass ich mit meinerTochter Emilia Rahel gemeinsam einen so heiligen Raum erleben durfte.
Durch die Hausgeburt konnten wir uns ganz in unserem Tempo diesen Raum widmen ohne Unterbrechungen von außen. Alle Frauen welche uns begleiteten, verließen nach 2 Stunden unser Zuhause und wir konnten ganz Allein-Sein und Kuscheln. Unsere Doula begleitete uns sehr achtsam und machte mit uns gemeinsam Plazentakunst, welche Luis sehr spannend fand. Für Luis war alles ganz natürlich. Er konnte wundervoll in diesem Prozess begleitet werden.
Wir kuschelten alle gemeinsam die ganze Nacht mit Emilia auf meiner Brust.
Ich trug sie 2 Tage mit mir, konnte sie so lange schmecken und riechen, wie es für mich wichtig war. Sie pflegen und umsorgen und Abschied nehmen. Sie war insgesamt 5 Tage bei uns zuhause. Am 3. Tag bettete ich sie in ein vorbereitetes Bettchen. Umsorgten sie und die Plazenta mit Kräuter und Rosenöl.
Ekstatische Momente der Trauer kamen aus meinem Innersten hervor. Und mit jeder Träne, mit jedem Weinen wurde es in mir leichter, gelöster. Am 5. Tag war ich bereit, ihren Körper ganz frei zu geben und loszulassen und rief die Bestattung an. Wir waren als Familie bereit, besonders ich als Mutter, den nächsten Schritt zu gehen. Während Emilia Rahel Feuer bestattet wurde, entzündeten wir ein kleines rituelles Feuer im Garten. Und beteten für sie, dass sie eine gute und beschützte Reise zurück in ihre Sternenheimat hat. Auch sie war bereit, diese Reise anzutreten. Wir konnten alle loslassen und sind im Herzen für immer verbunden.
Von Herzen möchte ich dir hier meinen Dank aussprechen, liebe Emilia Rahel.
Für all die Geschenke und Gaben die du uns mitgebracht hast auf deiner kurzen Erdenreise. Ich bin voller Dankbarkeit und Demut, dass ich diesen Weg und diese Erfahrung mit dir erleben durfte.
Ich liebe Dich!