Mai, 1993


Die Reise nach Hause… 

 

Es sind die inneren und äußeren Reisen, die Wege zur Seelenheimat, unterwegs zu der, die wir sind. Von Feuer zu Feuer vollziehen wir eine immer tiefere Vereinigung mit etwas Altem, mit unserer Seelenqualität, mit dem Universum. Weit gereist, viele Male über die Schwelle gegangen, vielleicht Seelenjahre, vertraut die Wanderin dort draußen immer mehr den Traumzeitfäden, der Führung von Wind und Rosenduft. Sie folgt den wilden Herden, den Gezeiten, einem Sternenfunkeln. Sie erkundet die zu gehenden Wege im Flug der Vögel. Sie sieht die Wunder und kommuniziert mit den Geistern. Sie weiß um die Traumzeit und findet sie in jedem Stein, in jedem Blatt, in jedem Klang der Landschaft. 

Ein tiefes Sehnen begleitet ihren Weg. Es ist die Sehnsucht, die Suche nach einer noch tieferen Verbindung ihrer Seele mit der Welt. Je mehr sie um ihre Sternenheimat weiß, desto inniger liebt sie diese Erde, ihren Heimatplaneten, für so viele Leben. So viel Zärtlichkeit liegt in der Verbindung zur Erde, ihrem Mutterland. Je älter die Feuer werden, desto mehr ahnt sie, welch große Liebesgeschichte sie durchwandert… 

 

Auf ihre ganz eigene Weise will sie zugehörig sein zur Erdengemeinschaft. Dafür ist sie unterwegs, um ihre Schätze zu heben, um die Mysterien ihres Lebens zu entdecken, um zum Herzen der Welt zu gelangen. Dafür geht sie Risiken ein, geht ins Ungewisse, lässt sich hineinfallen in die dunkle Nacht mit all ihren Unsicherheiten. Je älter die Seele, desto stärker wird das Sehnen - nach der Einheit, nach einer authentischen Zugehörigkeit zu dieser Welt, nach dem Erstrahlen ihrer Gaben. 

 

Aus ihrem sicheren Dorf ist sie hinausgegangen. Ihre Reise hatte vielleicht eine Widmung, weil sie diese bewusst angetreten ist. Manchmal ist es auch anders und die Widmung kristallisiert sich im Unterwegssein heraus. Sie weiß, dass sie später weitaus enttäuschter sein würde, wenn sie es nicht gewagt hätte, als alles Stolpern auf den Reisen jemals vermögen würde. Sie hat Pläne und lässt sie wieder los. Sie will ankommen und übergibt diesen Entschluss eines Tages den Winden. Sie wünscht sich ein festes Zuhause und findet die Heimat tief in sich. Sie hat es eilig und als sie sich in der Zeit beheimatet, spielt diese keine Rolle mehr. Sie geht weite Wege und ist sich selbst ganz nah. Irgendwann weiß sie, dass sie angekommen ist. 


21. Dezember 2024

Eine Wintergeschichte. 

 

Möge sie wie ein gutes Feuerholz sein. Es ist die Zeit, in der man vor dem Jahr sitzt, das hinter einem liegt. Bald klingt es aus und eine fragt sich - was nehme ich mit ins neue Jahr und was will ich nicht mitnehmen? Noch einmal wandert sie die gegangenen Wege ab. Da kommt vieles zusammen. Manches scheint wie eine Ewigkeit entfernt und anderes ist so nah, als wäre es eben erst geschehen. Sie erinnert den alten Winter vor fast einem Jahr und als er in die junge Frühlingszeit hineingegangen ist. Dann, als es Sommer wurde und später an den alten Sommer, an die Altweibersommertage und das Herbstgold bis jetzt, ins Winterweiß hinein. Oh meine Güte, was da alles passiert ist. Für das, was sie an Kraft und Lebensfreude und Köstlichem erinnert, für all das legt sie ein Holz auf die eine Seite. Und für das, was zu diesem Jahr gehört und was sie nicht mitnehmen will - warum auch immer - dafür legt sie einen Ast auf die andere Seite. Es kommt viel zusammen. Hier und Da. Wollte man die Geschichten alle aufzählen, es würde aufs Jahr nicht fertig sein. Manches ist uneindeutig. Es will offengelassen werden. Sie legt es in die Mitte. Sie wägt ab, sie unterscheidet. Sie kostet gewesene Geschichten. Sie befühlt Orte und Begegnungen. Konzepte und Erfahrenes werden überprüft. Was bleibt, was geht? Sie wiegt es und wägt es ab. Es will noch einmal gesehen sein für die Unterscheidung. Sie schaut es an und horcht auf ihre Wahrheit. Manches möchte sie noch einmal ehren, anderes bucht sie aufs Konto Lebenserfahrung ab und ist froh, wenn sie es ziehen lassen kann. Sortieren, loslassen. Was gab es alles für irritierende, fordernde, seltsame Geschichten in diesem Jahr. Andere natürlich auch. Magische und bewusstseinserheiternde und langweilige. Abenteuerliche waren dabei und welche, die Fäden weit in die Zukunft hinein spinnen. So einiges war reif und konnte gepflückt werden und manches war rundgetanzt und findet ein Ende. Was sie freigibt und zurücklässt, das folgt keiner Logik und was sie mitnehmen will, das auch nicht unbedingt. Es folgt einer Stimme in ihr, es folgt ihrer Wahrheit, die niemand verstehen braucht. "Es ist, was es ist", sagt ist. Und dann entzündet sie zwei Feuer. Mit dem einen Feuer atmet sie die Kraft, das Kostbare und Nährende ein. Sie riecht den feinen Duft der Hölzer und spürt die wohlige Wärme. Mit dem anderen Feuer atmet sie das aus, was zu klein geworden ist, was sie nicht mehr mitnehmen will in die kommenden Zeiten. Mit dem einen Feuer wird es immer wärmer und freudiger in ihr und mit dem anderen wird es immer leichter und freier. 


Und so hat sie am Ende zwei Feuergeschichten, und beide sind gut. 
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